Das im Wasserwerk Osthofen aufbereitete Trinkwasser hat einen hohen Mineralstoffgehalt und ist von hervorragender Qualität, allerdings ist es mit einer Gesamthärte von 20,2 Grad dH als hart einzustufen. Ursache sind besonders viele Calcium- und Magnesiumverbindungen, die vom Wasser aus den unteren Bodenschichten herausgelöst werden.
Was für eine gesunde Ernährung durchaus förderlich ist, verursacht jedoch notwendigerweise einen erhöhten Verbrauch von Reinigungs- und Waschmitteln und führt zu Kalkausfällungen in den Hausinstallationsanlagen, bei der Warmwasserbereitung und im sanitären Bereich. In vielen Haushalten sind daher Kleinenthärtungsanlagen (Ionentauscher) mit all ihren Nachteilen in Bezug auf Kosten, Wasserqualität und Ökologie installiert.
Der Zweckverband Wasserversorgung für das Seebachgebiet hat inzwischen alle technischen und organisatorischen Voraussetzungen getroffen, um am Standort Osthofen eine zentrale Trinkwasserenthärtung aufbauen zu können. Diese soll durch den höheren pH-Wert des Wassers bei deutlich weicherer Wassermatrix zu einem besseren Korrosionsschutz führen. Dies wirkt sich positiv in der Hausinstallation und auch an den Armaturen aus. In der Folge können die zahlreichen Kleinenthärtungsanlagen entfallen – sowie die Probleme und hohen Kosten für deren Betrieb.
Bei dem ausgewählten Teilenthärtungsverfahren wird das Calcium im Rohwasser reduziert, während das für die Gesundheit wichtige Magnesium erhalten bleibt. Zwei Reaktoren sorgen in einem mittlerweile vielerorts bewährten Verfahren dafür, dass das Calcium in Form von Calciumkarbonat ausfällt und sich schichtweise an kleine Sandkörner anlagert. Dadurch entstehen als „Abfallprodukt“ letztlich Kalkpellets, welche beispielsweise in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung verwendet werden können. Der Enthärtungsprozess erfolgt steuerungstechnisch im Wesentlichen vollautomatisch.
Wie Verbandsvorsteher Walter Wagner und sein Stellvertreter Ralph Bothe berichten, hat die Verbandsversammlung des Zweckverbandes im Wirtschaftsplan 2021 die finanziellen Mittel für den Bau der zentralen Enthärtungsanlage bereitgestellt, nachdem beim Einsatz einer mobilen Pilotanlage im kleintechnischen Maßstab die Erwartungen an das Verfahren auch im praktischen Versuch eindrucksvoll bestätigt werden konnten und der Zielwert von 12 bis 14 Grad dH problemlos erreicht wurde.
Wenn das erforderliche Genehmigungsverfahren ohne Verzögerungen durchlaufen werden kann, wird mit dem Bau der Anlage im
3. Quartal 2021 begonnen. Die geschätzte Bauzeit beträgt etwa 15 Monate, sodass die zentrale Enthärtung Ende 2022 in Betrieb gehen könnte. Die Baukosten betragen ca. 3,5 Mio. Euro.